„Runder Tisch Nachhaltiges Bauen“ am 12.06.19 in Berlin

Der Verband Baubiologie hat am „Runden Tisch Nachhaltiges Bauen“ teilgenommen. Ziel soll es sein, dort durch eine regelmäßige Teilnahme baubiologische Themen an das Ministerium zu adressieren. Die Inhalte waren ein Bericht des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) über aktuelle Entwicklungen in der Forschung.

Themen waren klimaangepasstes Bauen, praxisgerechte
Lüftungskonzepte, Nachhaltigkeitsbewertung von Wohngebäuden und DGNB. Weitere Schwerpunkte waren Studien zur Folgeabschätzung zu den ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgewirkungen der Sektorziele (Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft)
2030 des Klimaschutzplanes 2050 und eine Studie zu den Wohntrends 2035.

Wie erreicht die Bundesregierung das Klimaschutzziel 2050?

Die Referatsleiterin Frau Neuhoff begrüßte die Teilnehmer und verwies in Ihrer Begrüßung darauf, dass der Bund in Zukunft Wohnungen errichten muss, die nachhaltig und effizient sind, um die Klimaschutzziele 2050 der Bundesregierung im Gebäudesektor umzusetzen. Dazu wird ein neues Forschungsprogramm aufgelegt, um Impulse für ein klima- und ressourceneffizientes Bauen von kostengünstigem Wohnraum zu schaffen. Die Förderrichtlinien für Forschungsvorhaben werden demnächst veröffentlicht. Herr Rather (BMI) zeigte dann auf, wie die derzeitige Emission von 127 Mio Tonnen CO2 äquivalent im Bausektor auf 70 Mio Tonnen reduziert werden sollen.

Ordnungsrechtliche Vorgaben sind nicht geplant, weil dadurch erwartet wird, dass Bauen und Sanieren teurer werden. Deshalb soll es steuerliche Förderungen geben und die Förderung durch die KfW ausgeweitet werden. Bisher wurde dies aber von den Ländern boykottiert. Das Finanzministerium hat jetzt Euro 1 Mrd. /a in Aussicht gestellt. Der Verband Baubiologie vertritt aber die Auffassung, dass ordnungsrechtliche Maßnahmen, zum Beispiel innerhalb des Gebäude-Energie Gesetzes (GEG) notwendig sind. Das GEG regelt jetzt die Sanierungs- und Baustandards der Gebäude für die Nutzung der nächsten 50 bis 100 Jahre. Zuletzt tagte auch der Klimarat in einer Sondersitzung, um die CO2-Bepreisung zu regeln. Dies liegt im Moment in den Ministerien zur Abstimmung und geht dann in die Verbändeanhörung. Allerdings sieht die CDU eine CO2-Bepreisung als schwierig. Der Verband Baubiologie würde den Zertifikatehandel einer Steuer vorziehen. Zum einen ist eine Steuer der Bevölkerung kaum mehr zu vermitteln, außerdem müsste eine Steuer ständig nachreguliert werden, wenn durch höhere Energiekosten trotzdem keine Reduzierung des CO2-Ausstoßes erfolgt.
Durch Zertifikate jedoch könnte die Bundesregierung die erlaubte CO2-Höchstmenge definieren und dann die entsprechende Menge Zertifikate verkaufen. Manche Branchen könnten den Ausstoß von
CO2 schnell reduzieren und andere Branchen hätten mehr Zeit durch die Verschiebung von Zertifikaten ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Lebenszyklusanalyse muss Bestandteil des Ordnungsrechtes werden.

Sehr begrüßt hat der Verband Baubiologie auch, dass jetzt die Daten des eLCA (Lebenszyklusanalyse des Bundes) in die Energieberatersoftware eingelesen werden können. Damit können jetzt Daten der Lebenszyklusanalyse direkt mit dem Energieausweis ausgegeben werden. Eine nachrichtliche Ausweisung der Ergebnisse aus der Lebenszyklusanalyse ist jetzt auch im Entwurf des GEG vorgesehen. Vermutlich ein toller Erfolg der Verbände mit Ihren Stellungnahmen zum GEG an denen der Verband Baubiologie auch beteiligt war. Gut ist auch, dass inzwischen für die Architektenwettbewerbe regelmäßig Ökobilanzen des Entwurfs mit eingereicht werdend müssen.

Susan Draeger von WSgreen technologies arbeitet an einem Forschungsprojekt der KliBau um die Ertüchtigung von Bauwerken gegen den Klimawandel zu erforschen. Am Beispiel eines Flachdaches zeigte sie auf, dass das begrünte Flachdach gegenüber dem Foliendach viele Vorteile hat. Einzig das globalwarmingpotential (GWP) stellte sie beim Gründach negativ dar. Hier hat sich der Verband Baubiologie in die Diskussion eingebracht, und sein Unverständnis geäußert, darüber, dass ein Gründach durch den erhöhten Materialeinsatz von Konstruktion, Substrat und Pflanzen in der Ökobilanzierung schlechter abschneidet als das „tote“ Flachdach. Mindestens sollte über die Lebenszeit des Daches, die O2 Produktion der Pflanzen auf dem Dach, als Gutschrift dem GWP der Konstruktion abgezogen werden.

Interessant war noch der Beitrag von Thomas Hartmann, der ein Berechnungstool entwickelt hat, um den rechnerischen Nachweis der Fensterlüftung für die Einhaltung von CO2-Konzentrationen bei der Fensterlüftung zu führen.

Michael Neitzel (INWIS-Studie) erforscht die Wohnungstrends 2035. Die Umfrage ergab, dass der Trend hin zu Einpersonenhaushalten und weg von Familienwohnkonzepten zunimmt und dabei die Wunschgrößen für Wohnungen zunimmt. Auf der anderen Seite nimmt der Trend zu kleineren, flexibleren, als homeoffice oder Co-working-space nutzbare Wohnungen ebenfalls zu. Wobei die Schwerpunkte bei Gemeinschaftswohnen und ökologischem Wohnen liegen. Bei den Älteren, den Menschen in der empty-nest-Phase über 55 Jahre ist der Wunsch nach an die Lebensphase anpassbare Grundrisse ungebrochen. Außerdem wird das Wohnen digitaler durch smarthome und intelligentr Energiesteuerung. Auch das Leben im Quartier wird immer digitaler, um Nachbarschaft und Gemeinsamkeiten im Quartier zu organisieren.

(die ganze Studie gibt es unter https://web.gdw.de/researchcenter/gutachten-research/gutachten-inwis-instrumentenkasten-wohnungsbaupolitik)

Der Vortrag zur Folgeabschätzung zu den ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgewirkungen der Sektorziele für 2030, des Klimaplans 2050, hatte interessante Aspekte. Im Kern ging es darum, dass alle Sektoren gemeinsam betrachtet werden müssen, um zu verhindern, dass regenerative Energien in verschiedenen Sektoren berücksichtigt werden und damit eventuell mehrfach bilanziert werden. So kann eine Ackerfläche nicht gleichzeitig für Energiepflanzen und nachwachsende Rohstoffe genutzt werden.

Insgesamt sehr interessant, wie viel Knowhow und Expertenwissen, in den an die Ministerien angeschlossenen Forschungsinstitute, vorhanden ist. Erschreckend, dass dieses Wissen nur zögerlich von den Regierungsparteien genutzt wird. Hinter vorgehaltener Hand konnte man auch hören, wie unzufrieden man mit dem Amtsinhaber ist, der ein Superministerium Inneres, Bau und Heimat führt, sich aber nur für das Thema Inneres interessiert. Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass es mehr ein runder Tisch ist, als „Frontalunterricht“ Aus meiner Sicht kamen die Fragen zu kurz und eine Diskussion konnte sich auf Grund des engen Zeitplanes auch nicht entwickeln. Bei bestimmt 80 Teilnehmern, aus den verschiedenen Verbänden hätte ich mir eine kontroverse Diskussion um die besten Lösungen gewünscht.

Autor: Ulrich Bauer (Architekt, Baubiologe IBN und Vorstand des Verband Baubiologie e.V.)

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